Gedanken zur Bergpredigt: Wie kann ein Christ danach leben?

Wie kann ich als Christ in einer Welt leben, die sich gegen alles stellt, was anständig, wahr und liebenswert ist? Wie gehe ich mit einer Welt um, die meine christliche Lebensweise u. U. gar nicht mag? Wie kann ich als “Schaf unter Wölfen” leben? Diese Fragen wollte ich für mich beantworten.

Es beginnt schon mit den ersten Worten Jesu aus der Bergpredigt: Hier nennt Jesus alles das, was ein Mensch zu seinem Glück braucht. Er spricht über Bescheidenheit, Schamgefühl, Milde, Gerechtigkeit, Barmherzigkeit, ein reines Herz oder Gewissen, Glaube und Vertrauen zu Gott und Friedensbereitschaft. Er verweist damit auf den inneren Standard des Menschen, auf einen Schatz, den wir alle – bewusst oder nicht – in uns tragen. Alle diese Dinge machen glücklich, wenn man sie tut! So sagt es jedenfalls Jesus, und so habe ich es erfahren. Er verzichtet in seinen Glücklichpreisungen auf alles, was man bis heute für das menschliche Glück als unbedingt notwendig ansieht: Besitz, Ansehen, Ruhm, Macht, Geld, Geld und Geld. Das ist in seinen Augen Plunder, Ballast, Verführung zum Bösen, allenfalls Dekoration, aber nie das Wesentliche.

Jesus spricht vom wahren Leben und stellt es dem vermeintlichen Leben der Allgemeinheit gegenüber. Das wahre Leben ist nach seinen Worten ein Leben mit Gott im Mittelpunkt. Damit meint er nicht das scheinfromme Leben, wie es religiöse Heuchler zu führen gewohnt sind, sondern das Leben in einer Wahrhaftigkeit, die so radikal ist, dass sie das veräußerlichte Leben der Welt entlarvt und in Frage stellt. Es ist ein Leben in höchster Verantwortung für den Mitmenschen, für die Schöpfung und für die Erde. Es führt allein zur vollen Entfaltung des Menschen, zu seiner Erfüllung und zu ihm selbst! Und das liegt einfach daran, dass der Mitmensch für einen Christen nicht das Mittel zum Zweck ist, sondern das Ziel seiner uneigennützigen Liebe. Wer seinen Mitmenschen liebt, sucht das Wohl des anderen und will ihn nicht aus egoistischen Gründen benutzen und ausbeuten.

Das macht Jesus immer wieder deutlich, wenn er von Vergebung, Barmherzigkeit, Friedfertigkeit, Geben und vom Denken über andere Menschen spricht. Alles das gipfelt dann in einem Satz: “Alles, was ihr von anderen erwartet, das tut auch für sie!” Immer wieder betont er die aktive Liebe, die das Wohlergehen des Nächsten sucht und die Gerechtigkeit Gottes zum Mittelpunkt hat.

Es ist das feste Vertrauen zum Schöpfer und zum Vater, der unbedingte Glaube an Gott, der es erst möglich macht, nach der Bergpredigt zu leben. Wer das will, hat Gott gesehen! Man muss ihm Gott nicht beweisen wollen; er weiß, dass Gott lebt! Ein Christ kann nur in der unmittelbaren Gottverbundenheit die Bergpredigt als seinen Lebensentwurf betrachten. Nur mit Gottes direkter Hilfe und nur mit seinem Beistand kann er so leben. Wäre er nur auf sich selbst angewiesen, müsste er scheitern. Und indem ein Mensch aber nach dieser Predigt lebt, besiegt er die Welt durch seinen Glauben, weil er beweist, dass es außer ‘dem Pfund Rindfleisch, das eine gute Suppe’ geben soll, doch noch mehr gibt, nämlich Wahrheit und Liebe und Gerechtigkeit.

Veröffentlicht von Tilo

Ein alter Mann, der lange Zeit ein Zeuge Jehovas war und dieser Kirche aus Gewissensgründen den Rücken kehrte. Heute stehe ich allen Kirchen misstrauisch gegenüber, denn glauben kann man nur allein. (amenuensor@aol.com)

%d Bloggern gefällt das: