Das neue Leben

Oder: Wie will Gott verehrt werden?

Es gibt zwei Gespräche, die Jesus mit zwei sehr unterschiedlichen Menschen führte: Der eine war ein Pharisäer, der aus Furcht vor seinen Mitgenossen heimlich in der Nacht zu Jesus kam. Und dann eine Frau, die nicht zum Volk der Juden gehörte, sondern eine Samariterin war. Die Samariter wurden von den Juden verachtet und gemieden, weil man sie nicht für ‚rechtgläubig‘ hielt. In beiden Gesprächen ging es auch um die Frage, wie und wodurch Gott verehrt werden will.

Nikodemus, so hieß der nächtliche Besucher Jesu. Er war ein Pharisäer. Und als solcher sollte er davon überzeugt gewesen sein, in religiöser Hinsicht alles richtig zu machen. Aber er schien zu zweifeln, denn er suchte Jesus auf. Wie überrascht muss er gewesen sein, von Jesus zu hören, dass man neu geboren werden müsse, um das Reich Gottes sehen zu können! Das verstand Nikodemus nicht und er fragte deshalb: „Wie kann ein Mensch denn geboren werden, wenn er schon alt ist? Er kann doch nicht in den Bauch seiner Mutter zurückkehren und ein zweites Mal geboren werden!“ Jesus klärt ihn auf:

„Wenn jemand nicht aus Wasser und Geist geboren wird, kann er nicht in das Reich Gottes kommen. Menschliches Leben wird von Menschen geboren, doch geistliches Leben von Gottes Geist. Wundere dich also nicht, wenn ich dir sagte: Ihr müsst wiedergeboren werden. Der Wind weht, wo er will. Du hörst ihn zwar, aber du kannst nicht sagen, woher er kommt und wohin er geht. So ist es bei jedem, der aus dem Geist geboren ist.“ (Joh. 3:3-8)

„Wie ist so etwas möglich?“, fragte Nikodemus. Und dann machte Jesus deutlich, wozu das neue Leben und wozu sein Kommen in die Welt dienen sollen: Durch die Wiedergeburt ist ein Mensch in der Lage, zu erkennen, wozu und warum Jesus gekommen war:

„Und wie Moses damals in der Wüste die Schlange für alle sichtbar aufgerichtet hat, so muss auch der Sohn sichtbar aufgerichtet werden, damit jeder, der ihm vertraut, ewiges Leben hat. Denn so hat Gott der Welt seine Liebe gezeigt: Er gab seinen einzigen Sohn dafür, dass jeder, der an ihn glaubt, nicht ins Verderben geht, sondern ewiges Leben hat. … Wer ihm vertraut, wird nicht verurteilt, wer aber nicht glaubt, ist schon verurteilt. Denn der, an dessen Namen er nicht geglaubt hat, ist der einzigartige Sohn Gottes.“ (Joh. 3:9-18)

Damit ist Jesus die Zentralgestalt des christlichen Glaubens! Das macht Jesus selbst immer wieder deutlich, wenn er z. B. aus dem Psalm 118:22, 23 zitiert und das Bild des Steines, den die Bauleute verworfen haben, auf sich anwendet und dann sagt:

„Deshalb sage ich euch: Das Reich Gottes wird euch weggenommen werden und einem Volk gegeben, das die rechten Früchte hervorbringt. Jeder, der auf diesen fällt, wird zerschmettert, und jeder, auf den er fällt, wird zermalt werden.“ (Mat. 21:43, 44) Jesus sagte auch, was Gott von uns will: „Gottes Wille wird dadurch erfüllt, dass ihr dem vertraut, den er gesandt hat.“ (Joh.6:29)

Das zweite Gespräch führte Jesus am Jakobsbrunnen mit einer Frau, die auch den Messias erwartete. Nachdem er der Frau auseinandergesetzt hatte, dass es für den Menschen ein besseres Wasser als das aus dem Brunnen gibt, nämlich ein Wasser, das ewiges Leben vermittelt, will sie wissen, wo Gott angebetet werden will. Die Antwort Jesu muss sie überrascht haben: „Glaube mir, Frau, es kommt die Zeit, wo ihr den Vater weder auf diesem Berg noch in Jerusalem anbeten werdet.“ Und damit leitete Jesus auf den Kern der Anbetung Gottes über:

„Doch es wird die Zeit kommen – sie hat sogar schon angefangen -, wo die wahren Anbeter den Vater anbeten, weil sie von seinem Geist erfüllt sind und die Wahrheit erkannt haben. Von solchen Menschen will der Vater angebetet werden. Gott ist Geist, und die, die ihn anbeten wollen, müssen dabei von seinem Geist bestimmt und von der Wahrheit erfüllt sein.“ (Joh. 4:21, 23, 24)

Am Anfang von Jesaja, Kapitel 66 steht: „Auf diesen werde ich schauen, auf den Niedergedrückten und den, der zerschlagenen Geistes ist und der vor meinem Wort zittert.“ Ich denke immer wieder, dass es darauf ankommt:

„Darum tötet alles ab, was an Irdischem noch in den Gliedern steckt: Unzucht, Unsittlichkeit, unreine Leidenschaft, Lust auf Böses und Habgier, die nichts anderes ist als Götzendienst.“ (Kol. 3:5)

Das Leben im Geiste der Bergpredigt ist genau das, was Gott von uns möchte! Nur dieses Leben ist im Sinne des Wortes Gottes „von Geist und Wahrheit erfüllt“. Um dieses Leben zu führen braucht man keine menschlichen „Heilsvermittler“, keine Kirche, keine Zeremonien, sondern nur die Gottverbundenheit, die durch Jesus Christus Realität wird. Nicht durch Kirchen, Geistliche und Priester wird Gott vermittelt, sondern durch das eigene Erleben!

Der Schöpfer ist nicht auf einen Tempel, eine Religionsgemeinschaft oder eine Kirche angewiesen, und der persönliche Glaube eines Menschen auch nicht. Man kann Gott näher kommen ohne alles das, was angeblich so wichtig sein soll. Den Schöpfer zu respektieren (ihn zu fürchten), ihn zu lieben und in Gerechtigkeit und Bescheidenheit mit ihm zu leben, ist alles, was nötig ist. Und so wird es immer bleiben.

Ich hoffe, mit diesen beiden Gesprächen auszudrücken, worauf es mir bei meinem Glauben ankommt: Er soll durch Gottes Geist, durch seine Kraft zum Guten, geformt werden und von seiner Wahrheit durchdrungen sein. An Gott zu glauben bedeutet für mich durch eine geistige Neugeburt sein irdisches Kind zu werden und durch Jesus Christus mit ihm versöhnt zu sein. Beides gehört zusammen. Und was folgt daraus?

„[Ihr] seid neue Menschen geworden, die ständig erneuert werden und so immer mehr dem Bild entsprechen, das der Schöpfer schon in euch sieht. Dann kommt es nicht mehr darauf an, ob ihr Juden oder Griechen seid, beschnitten oder unbeschnitten, ob euer Volk zivilisiert oder primitiv ist, ob ihr Sklaven oder freie Bürger seid; entscheidend ist allein, ob Christus in uns lebt und alles wirkt“. (Kol. 310, 11)

Es ist ein neues Leben!

Veröffentlicht von Tilo

Ein alter Mann, der lange Zeit ein Zeuge Jehovas war und dieser Kirche aus Gewissensgründen den Rücken kehrte. Heute stehe ich allen Kirchen misstrauisch gegenüber, denn glauben kann man nur allein. (amenuensor@aol.com)

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