Ein Kind Gottes zu sein! Was kann es Besseres geben? Wer darunter gelitten hat, keinen richtigen Vater im Leben gehabt zu haben, ahnt, was es bedeuten kann. Alle Menschen sehnen sich nach einem Vater, der immer und überall für sie da ist, der immer ein offenes Herz für ihre Sorgen hat und dem es nie zuviel wird, helfend einzugreifen, wenn das Leben es erfordert. Um wie viel großartiger ist ein Vater im Himmel, der allmächtig und voller Liebe ist! Er will seine Kinder glücklich sehen! Er ist Herr über die Zeit! Und er will seine irdischen Kinder an der Ewigkeit teilhaben lassen! Wenn ich mir das vorstelle, dann kommen mir Tränen, denn ich weiß dann, dass die Zeit eines Tages keine Gewalt mehr über mich hat. Dann weiß ich auch, dass mein Glück, meine Erfüllung als Mensch, in enger Verbindung mit meinem Vater vollkommen sein wird. Es ist Gottes Geist, der mir eine ungeahnte Gewissheit gibt:
„Denn diejenigen, die von Gottes Geist gelenkt werden, sind Kinder Gottes. Der Geist, den ihr empfangen habt, macht euch ja nicht wieder zu Sklaven, dass ihr wie früher in Furcht leben müsstet. Nein, ihr habt den Geist empfangen, der euch zu Kindern Gottes macht, den Geist, in dem wir „Abba!“, Vater, zu Gott sagen. So macht sein Geist uns im Innern gewiss, dass wir Kinder Gottes sind.“ (Rö. 8:14-16)
(Abba ist ein aramäischer Ausdruck, der als liebe- und respektvolle Anrede nur im Familienkreis gebraucht wurde!)
Wer das Verhältnis eines Menschen zu Gott nur als Freundschaft versteht, hat vom Eigentlichen nichts begriffen! Das ganze Neue Trestament betont auffälig die Vater-Kind-Beziehung. Sie ist das Wesentliche, das die Stellung des Menschen zu Gott am besten beschreibt.
Mein Vater im Himmel will mich glücklich sehen, und er hat dafür jemanden bestimmt, mich und all die anderen Kinder Gottes auf dieses Ziel zuzuführen. Und ich habe diesen wunderbaren Menschensohn aus der Zeit seines irdischen Daseins kennengelernt. Ich weiß also, wer heute für mich verantwortlich ist, wer meinen Glauben vollständig macht und jederzeit für mich eintritt. Wenn ich an Jesus Christus denke, dann habe ich gewisse Bilder von Ereignissen vor Augen, die mein Herz heftig berühren: Da ist ein Offizier, der einen todkranken Diener hat. Er lässt Jesus eine Nachricht zukommen und bittet ihn, nur ein Wort zu sprechen, damit sein Diener nicht sterben muss. Und Jesus tut es! Der Diener stirbt nicht! Der Offizier hatte nichts anderes erwartet, und Jesus lobt sein Vertrauen zu Gott! Oder ich denke an einen Blinden, der zu schüchtern war, um zu Jesus zu kommen. Jesus bemerkt es, geht zu ihm hin, legt seinen Arm um ihn und heilt ihn. Und das ist mein Bruder im Himmel! So schieben sich viele Bilder vor mein inneres Auge, die allesamt das Mitgefühl, die Barmherzigkeit und die starke Liebe Jesu zu den Menschen ausdrücken. Und dann denke ich: Das also ist mein Bruder im Himmel!
Die größten Wunder vollbrachte Jesus, wenn er zur richtigen Zeit das passende und erlösende Wort für einen Menschen fand, der sich auf seinem Lebensweg verirrt hatte. Und nun denke ich an Zachäus, den Obersteuereinnehmer. Hier hat es nur eines bedurft, um dieses verirrte Schaf auf den rechten Weg zu führen: Eine Selbsteinladung zum Essen! Als Jesus das Haus von Zachäus betritt, ist der Hausherr schon ein anderer Mensch. Er bekennt seine Betrügereien und ist bereit, den Schaden gutzumachen. Endlich hat der Obersteuereinnehmer wieder ein gutes Gewissen und er weiß auch, dass er auf Gottes Barmherzigkeit hoffen darf. Was hat sein Herz umgestimmt? Ich weiß es nicht genau, aber ich darf annehmen, dass es Jesu Verhalten war, der sich ihm direkt zuwandte und öffentlich sagte, dass er bei ihm (einem stadtbekannten Sünder!) einkehren wollte. Was in solchen Momenten in einem Menschen vor sich gehen kann, kann ich ahnen, und ich fühle mich angesprochen und überwältig von soviel Menschentum Jesu, das er hier zum Ausdruck brachte. Und ich verstehe, warum Jesus sich selbst den Titel „Menschensohn“ gegeben hatte. Jesus hat mir immer wieder gezeigt, dass der Mensch (auch ich) mit einer ganz großen Macht ausgestattet ist: mit Liebe.
Und diese wunderbare Macht möchte ich gebrauchen, um den Zweck meines Lebens zu erfüllen. Der Apostel Paulus hatte bestimmt viel Wissen über die Dinge Gottes, aber er sah das nicht als das Wichtigste an. Das Wichtigste war auch für ihn die Liebe, der er ein Denkmal setzte, als er schrieb: „Die Liebe versagt nie!“ Alle anderen Qualitäten werden leblos, unnütz und bedeutungslos, wenn sie nicht mit Liebe gekrönt werden. Die Liebe ist das wahre Leben! (1. Kor. 13:1-8)
Ja, ich will mich als Kind Gottes fühlen, das an der Hand seines „großen“ Bruders ins ewige Leben geführt wird. Ich will vertrauensvoll wie ein Kind zu meinem Vater aufschauen und alles, was wirklich gut für mich ist, von ihm erwarten. Ich will ohne Misstrauen oder Angst vor Gott sein, ohne Egoismus, Stolz und Habgier, weil ich mit dem Herzen weiß, dass er durch Jesus für mich sorgt, und tut, was zu meinem Besten ist. Und ich finde mich durch das, was Gott mir durch den Psalm 131 sagen lässt, bestätigt:
„Jehowah, ich will nicht hoch hinaus, ich schaue auf niemanden herab. Ich gehe nicht mit Dingen um, die mir zu groß und wunderbar sind.
Nein, ich habe mich beruhigt, habe meine Seele besänftigt. Wie ein gestilltes Kind bei seiner Mutter, wie ein zufriedenes Kind bin ich geworden.“
Wie viel Last fällt von einem ab, wenn man sich nicht zu wichtig nimmt! Wie einfach wird das Leben, wenn man bescheiden mit Gott geht (Micha 6:8)! Wie schön ist es, sich als Kind Gottes zu fühlen und aufzuhören, sich das Reich Gottes „verdienen„ zu wollen! Hat Jesus nicht gerade deshalb Kinder als Vorbild gebraucht, um den verbildeten Erwachsenen zu zeigen, worauf es im Glauben an Gott ankommt?
„Ich versichere euch, wer sich Gottes Reich nicht wie ein Kind schenken lässt, wird nie hineinkommen.“ (Mar. 10:15) Oder: „Ich versichere euch: Wenn ihr nicht umkehrt und wie die Kinder werdet, könnt ihr nicht in das Reich kommen, das der Himmel regiert.“(Mat. 18:3)
Gott hat mir auf meinem Lebensweg Vertrauen eingeflößt! Nur in diesem tiefen Vertrauen fühle ich mich sicher und geborgen. Dadurch wird mir auch die Furcht vor der Zukunft genommen.