Gedanken zur Bergpredigt: Mörderische Habgier

Wer nach der Bergpredigt leben will, setzt sich automatisch in einen Gegensatz zur Allgemeinheit, die sich die Liebe zur Welt angeeignet hat, die eigentlich Habgier ist. Die Habgier ist die wahre Macht dieser Welt. Sie beherrscht alles und fast jeden. Und das hat Folgen! Wenn man heute um den Fortbestand der Menschheit bangt und gewaltige Klimakatastrophen erwartet, die ganze Erdteile verwüsten können, dann muss man sich die Frage gefallen lassen, ob da nicht die Habgier schuld daran ist. Die Sachlage ist doch diese: Wir haben die Erde und ihre Ressourcen ausgebeutet, wie ein Zuhälter seine Huren. Die Habgier vernebelt den Verstand und verhindert es, an die Folgen des Raubbaus zu denken. Die Habgier beraubt den Menschen, indem sie ihn dazu bringt, die Liebe sterben zu lassen. Denn die Habgier richtet sich nur auf die eigene Person und lässt den Nebenmann ganz außer Acht. Die Habgier raubt ihrem Diener schließlich das Leben. Aber bevor der Untergang kommt, ist das individuelle Leben schon so weit verkommen, dass man es gar nicht mehr als solches bezeichnen darf. Es ist zum Götzendienst verkommen, weil der Mensch dieser Welt ein geistiges Monstrum geworden ist, das sein eigentliches Menschentum verdrängt hat.

Alles, was Jesus sagte, wird durch die Habgier ins Gegenteil gewendet: Aus Liebe wird Hass, aus Barmherzigkeit und Mitgefühl wird starre Kälte und Gleichgültigkeit, aus Gerechtigkeit wird Unrecht, aus Frieden wird Krieg, aus Glauben wird Unglaube, aus Glück wird Unglück und aus Leben wird Tod. “Der Habgierige verzehrt sein eigenes Fleisch!”

Jesus und das Streben nach Reichtum
Jesus verachtet das Besitzstreben als menschen- und gottfeindlich. Wer diesem Streben verfallen ist und sich nicht davon abwendet, hat keine Aussicht auf Gottes Liebe: “Habgierige erben das Reich Gottes nicht!”, so drückte es ein Apostel Jesu aus. An die Stelle des Besitzstrebens, das durch seine Sorgen das Leben vergiftet, setze Jesus das Vertrauen auf den Vater im Himmel: “Sammelt euch keine Reichtümer hier auf der Erde, wo Motten und Rost sie verzehren oder Diebe einbrechen und stehlen. Sammelt euch lieber Schätze im Himmel, …Denn wo dein Schatz ist, da wird auch dein Herz sein. … Ihr könnt nicht Gott und dem Mammon gleichzeitig dienen. Sorgt euch nicht um Essen und Trinken zum Leben und um die Kleidung für den Körper. Das Leben ist doch wichtiger …” (Mat. 6:19-25) Und weiter heißt es: “Macht euch also keine Sorgen! Fragt nicht: Was sollen wir essen? Was sollen wir trinken? Was sollen wir anziehen? Denn damit plagen sich die Menschen dieser Welt herum. Euer Vater weiß doch, dass ihr das alles braucht! Euch soll es zuerst um Gottes Reich und seine Gerechtigkeit gehen, dann wird er euch alles Übrige dazugeben.” (Mat. 6:31-33)

Gottvertrauen statt Profit
Um so zu leben, braucht man Gottvertrauen. Man weiß dann, dass Gottes Liebe jede nagende Sorge um die äußerlichen, physischen Bedürfnisse überflüssig macht. Um das zu glauben, muss man Gott mit “den Augen des Herzens” gesehen haben. Und wie bescheiden hört sich eine Bitte aus dem “Vaterunser” an, wenn es dort heißt: “Und gib uns, was wir heute brauchen!” Diese Bitte kann nur der aussprechen, der fest darauf vertraut, dass in den entscheidenden Dingen des Lebens Gott für ihn sorgt. Was nicht bedeuten soll, sich um nichts zu kümmern. Aber wie weit reicht unsere Macht wirklich? Jesus machte darauf aufmerksam, dass unsere Sorgen unser Leben nicht um eine Handbreit verlängern.

Ganz anders sieht es bei den Freunden dieser Welt aus: Sie haben nie, nie, nie genug! Ihre einzige Sorge ist die rücksichtslose Vermehrung ihres schon sinnlos gewordenen Reichtums. Dabei werden immer mehr Menschen versklavt und ihres Menschseins beraubt. Da baut sich dann eine gewaltige Schuld auf, denn Gott wird dafür Rechenschaft fordern. Zu den habgierigen Juden ließ er dies sagen:

“Hört her, die ihr die Schwachen unterdrückt und die Armen im Land ruiniert! Ihr sagt: ‘Wann ist das Neumondfest endlich vorbei? Dann können wir Getreide verkaufen! Wann ist nur der Sabbat vorüber? Dann bieten wir Korn an. Wir verkleinern das Getreidemaß, und vergrößern das Gewicht für das Geld und stellen die Waage falsch ein. Wir kaufen Sklaven für Geld und Arme für ein Paar Schuhe und verkaufen noch den Abfall vom Korn.’ Bei Jakobs Stolz hat Jehowah geschworen: ‘Nie werde ich ihre Taten vergessen!’

‘An jenem Tag’, spricht Jehowah, der Herr, ‘geht die Sonne schon am Mittag unter. Am helllichten Tag bringe ich Finsternis über die Erde. Ich verwandle eure Feste in Trauer. Eure Gesänge werden Totenklagelieder sein. Auf die Hüften bringe ich euch den Trauersack und auf jeden Kopf eine Glatze. Ich lasse euch trauern, wie um einen einzigen Sohn. Bitter wird das Ende dieses Tages sein.’” (Amos 8:4-10)

Ganz ähnlich äußert sich Jakobus:

“Nun zu euch, ihr Reichen. Weint und klagt über das Elend, das mit dem Gericht Gottes über euch kommen wird!
Euer Reichtum wird dann verfault und eure Kleidung ein Fraß für die Motten geworden sein. Euer Gold und euer Silber wird verrostet sein, und dieser Rost wird euch anklagen und euer Fleisch wie Feuer fressen. Selbst in den Tagen des Endes habt ihr Reichtümer gehortet.
Hört doch, wie der Lohn, um den ihr die Erntearbeiter betrogen habt, zum Himmel schreit. Das Geschrei der Arbeiter ist vor den Herrn, den Allmächtigen, gekommen. Ihr habt allen Luxus auf der Erde genossen und euch noch am Tag eurer Schlachtung gemästet. Ihr habt den Unschuldigen verurteilt und zu Tode gebracht. Er hat sich nicht gewehrt.”
(Jak. 5:1-6)

Das sind angesichts der negativen Folgen der Globalisierung hochaktuelle Worte! Hatte man die Globalisierung am Anfang als Wohltat für alle bezeichnet, mehren sich heute die Beweise dafür, dass die früheren Armen noch ärmer werden und die Reichen noch reicher. Kaum ein Staat, der sich nicht selbst an der Spitze sehen will. Durch Handelskriege wird ein immer größer werdendes Heer von verarmten Menschen produziert. Es hat eine Herzlosigkeit um sich gegriffen, die mörderisch wird. So wird der Unschuldige zu Armut und Hunger verurteilt. Er wird getötet und kann sich nicht wehren!

Ich habe gelernt, dieses rücksichtslose Verhalten zu hassen! Ich bin zwar ungewollt zum Teil mitschuldig an der Ausbeutung armer Menschen, weil ich als Konsument in den Wirtschaftskreislauf eingebunden bin, aber es hat nichts mit meinem Willen zu tun. Es geht mir in etwa so wie Matthias Claudius, der klagte: “’s ist Krieg! ‘s ist Krieg! O Engel Gottes wehre, und rede du darein! ‘s ist leider Krieg – und ich begehre nicht schuld daran zu sein!”

Veröffentlicht von Tilo

Ein alter Mann, der lange Zeit ein Zeuge Jehovas war und dieser Kirche aus Gewissensgründen den Rücken kehrte. Heute stehe ich allen Kirchen misstrauisch gegenüber, denn glauben kann man nur allein. (amenuensor@aol.com)

%d Bloggern gefällt das: