Welche Summe kann man aus dem Leben, wie es allgemein gelebt wurde, ziehen? Ja, welchen Gewinn bringt das Leben, welchen Sinn machte es bisher? Es gibt in der Literatur und in der Geschichte überreichliche Antworten auf diese Frage. Fasst man sie zusammen, dann muss es heißen: „Das Spiel ist die Kerzen nicht wert!“ Lasse ich einen König zu Wort kommen, dem es an nichts fehlte, was das Leben angenehm machte, dann sagt er: „Doch als ich mir alles ansah, was ich getan und erreicht hatte, und die Mühe bedachte, die ich dafür aufwenden musste, da war das alles nichtig und ein Haschen nach Wind. Es gibt in dieser Welt keinen bleibenden Gewinn.“ (König Salomo, Pred. 2:11) Und noch zwei Kaiser: „Ich bin alles gewesen, und es hat nichts geholfen!“ (Septimus Severus), und Kaiser Karl V. musste feststellen, dass die größten Glückseligkeiten seines Lebens immer mit so viel Unglück verbunden waren, dass ihm nie eine reine Freude und ein ungetrübter Genuss zuteil wurden.
Die drei zitierten Herrscher sind schon lange tot. Hat sich etwas an ihrer Erfahrung geändert? Wir leben doch in einer Zeit des „unaufhaltsamen“ Fortschritts, wo man etwas anderes erwarten sollte. Hat das Leben inzwischen an Tiefe, an wirklichem Gehalt und an Sinn gewonnen? Der arme Friedrich Nietzsche hat feststellen müssen, dass ihm „die Welt ein Tor zu tausend Wüsten, stumm und kalt“ geworden war. In seiner Zeit nahm der Fortschritt erst Fahrt auf – und viele waren begeistert und sahen schon ein goldenes Zeitalter in naher Zukunft beginnen. Was aber empfindsame Menschen sahen, sah ganz anders aus: Sie sahen das Absterben des wahrhaft Menschlichen im Menschen. Sie sahen mit wachen Augen das Anwachsen eines Lebens im reinen Materialismus, ein Leben ohne geistigen Hintergrund, ohne Gott und Verantwortung. Sie sahen voraus, wohin das führen sollte. Und sie haben recht behalten!
„Ich hab‘ mein Boot vom Ufer losgemacht“
Ich möchte ganz deutlich sagen, dass ich alle hinter mich gelassen habe, die sich darin gefallen, zu sagen: „Es gibt keinen Gott!“ Im Wahn ihrer vielwissenden Dummheit und mit kalten, harten Herzen haben sie Gott für sich abgeschafft. Sie sind wie Kinder, die sich die Augen zuhalten und sich einbilden, dass das, was von ihnen nicht gesehen wird, auch nicht da sei.
Warum haben sie Gott „abgeschafft“? Ich vermute, dass es der Wunsch war, jede Verantwortung los zu sein. Denn es gibt nur in der Gottverbundenheit eine tragfähige Verantwortung. Alles andere ist Beliebigkeit. Deshalb frage ich alle, die ohne Gott leben wollen:
„Und ihr meint, es ginge? Aber schaut euch doch um: Die Probleme, die diese Verantwortungslosigkeit zur Folge hatte, hetzten euch doch wie bissige Hunde vor sich her. Und die Exponenten eurer Zeit, sind sie nicht alle Schreckensgestalten aus dem Panoptikum des Bösen? Und diese Leute lenken die Welt? Ja wohin denn? Zu noch besseren Profiten? Zu einem Leben in noch mehr Wohlstand für die wenigen, die auf der Sonnenseite dieser Welt ihr hedonistisches Leben führen? Das ist für mich keine Zukunft!“
„Habt ihr eine Ahnung, was auf euch zukommt? Könnt ihr die Zeichen der Zeit deuten, die den Untergang ankündigen? Ihr könntet es, wenn ihr es wolltet. Aber ihr redet euch ein, dass alles gut wird. So verfinstert ist euer Sinn, weil ihr zugelassen habt, dass eure Habgier jedes Mitgefühl, jede Anständigkeit und den Respekt vor Gott und dem Mitmenschen getötet hat. Deshalb wird euch ein Einlenken nicht möglich sein. Und darum steuert ihr auf eine Katastrophe zu, die euch vernichten wird. Und spätestens dann werdet ihr wissen, dass es einen Gott gibt! Damit will ich euch nicht drohen. Ich will euch nicht auf diese Weise beeinflussen, aber es ist das klare Wort Gottes, dem sich niemand widersetzen kann. Darum sage ich allen, die es betrifft: Ich gehe nicht mehr mit! Ich hab’ mein Boot vom Ufer losgemacht. Es gibt für mich kein Zurück! Und noch etwas: Macht doch, was ihr wollt, aber lasst mich, wenn möglich, in Ruhe.“
Worauf hoffe ich?
Ich setze meine Hoffnung nicht auf Menschen, auch nicht auf mich selbst. Denn mir ist bewusst, dass ich machtlos bin und ebenso böse, wie viele andere auch. Seit Jahrtausenden zerstört die Menschheit die Grundlagen ihrer Existenz und ihres Lebens. Immer wieder gab es warnende Stimmen. Aber sie wurden ignoriert. Man machte sie lächerlich. So kam es bis heute zu keiner Einsicht, die dazu hätte führen können, es besser zu machen, sich um das zu bemühen, was wirklich zum Wohl und zum Glück für alle hätte sein können. Wir hatten die Chance, es besser zu machen, aber nun scheint sie vertan zu sein. Die Welt ertrinkt im Blut!
Vor meinem geistigen Auge sehe ich die schrecklichen Bilder der Offenbarung Gestalt annehmen. Diese Bilder sprechen von Perspektivlosigkeit, Hoffnungslosigkeit, geistiger Finsternis und Angst, große Angst, in einer Welt, die Gott „abgeschafft“ hat. Aber nicht Gott ist abgeschafft worden, sondern der Mensch. Denn das Menschliche zerfällt und der Lebenssinn auch. Die Geschichte endet in der Sinnlosigkeit! Sie ist am Ende. Danach ist auf der bisherigen Grundlage kein Neuanfang möglich. Das letzte Buch der Bibel, die Offenbarung des Johannes, beschreibt die grausame Ernte, die der verantwortungslose Mensch einfahren muss, denn was man sät, wird man auch ernten. Und ich sehe, dass die Bedeutung dieser Bilder brutale Wirklichkeit geworden ist. Alle Schrecken dieser Bilder sind vor unseren Augen, sind Gegenstand schlimmster Nachrichten und Grund für viele Ängste und Sorgen.
Worauf kann man hoffen?
Wie geht es Menschen, die in dieser Welt im Vertrauen auf Gott leben wollen? Sie kämpfen für ihren Glauben, der von vielen Seiten her angegriffen wird. Sie wissen, dass sie sich in Schwierigkeiten bewähren müssen, dass ihr Glaube geprüft wird. Es geht ihnen so, wie es ein Apostel Jesu beschrieben hat:
„Denn der Gott, der einst aus der Finsternis Licht leuchten ließ, hat das Licht auch in unsere Herzen aufstrahlen und uns die Herrlichkeit Gottes auf dem Angesicht Christi erkennen lassen.
Diesen Schatz tragen wir aber in zerbrechlichen Tongefäßen, wie wir es sind, damit deutlich wird, dass die alles überragende Kraft von Gott stammt und nicht von uns.
Von allen Seiten werden wir bedrängt, sind aber nicht erdrückt; wir sind oft ratlos, aber nicht verzweifelt, wir werden verfolgt, sind aber nicht verlassen, wir werden niedergestreckt, gehen aber nicht zugrunde.
Immer und überall tragen wir das Sterben von Jesus an unserem Körper herum, damit auch sein Leben an uns deutlich sichtbar wird.“ (2. Kor. 4:6-10)
Warum ist es Menschen möglich, alle Leiden um seines Glaubens willen auf sich zu nehmen und doch nicht zu verzweifeln und aufzugeben? Es ist die Hoffnung, die durch den Glauben zur Gewissheit geworden ist. Der Mensch des Glaubens sieht seine Zukunft im Reich Gottes, und seine Hoffnung ist „ein Anker für die Seele“, an dem er sich hält. Darum verfügt er über eine Kraft, eine Macht, mit der er diese Welt des Bösen besiegt (1. Joh. 5:4). Mit dieser Kraft, die durch den heiligen Geist vermittelt wird, geht er auf seinem Weg in das ewige Leben.
Das Ziel der Hoffnung
Der Mensch des Glaubens an Gott hat also ein Ziel vor Augen, das ihn seine Hoffnung klar erkennen lässt: Es ist das Leben in völliger Harmonie mit Gott, seinem wahren Vater. Dieses Leben hat nichts mit den billigen Fantasien zu tun, die manche Kirchen in kitschigen Bildern verdeutlichen wollen. Es ist kein materielles „Paradies“ mit Villa am See und Kilimandscharo als Kulisse im Hintergrund, mit selbstgezogenen Früchten und Gitarrengeklimper. Nein, es ist zuerst Freude und Frieden mit Gott! Alles weitere ist nur noch Dekoration.
Es geht im Grunde genommen nur um dies:
„Ihn selbst [Gott] hat nie jemand gesehen. Doch wenn wir einander lieben, lebt Gott in uns und seine Liebe ist in uns zum Ziel gekommen. … Wir haben jedenfalls erkannt, dass Gott uns liebt; und wir glauben an seine Liebe. Gott ist Liebe, und wer in der Liebe lebt, der lebt in Gott und Gott lebt in ihm.“ (1. Joh. 4:12, 16)
Das „Leben in Gott“, das hier als direkte Folge der Versöhnung mit Gott beschrieben wird, ist die enge Verbindung mit Gott und der Frieden mit ihm, der nicht mehr durch unsere Bösartigkeit beeinträchtigt wird. Es ist das wahre Leben in völliger Gottverbundenheit, das Leben, in dem Gott allen Alles geworden ist.
Damit das Wirklichkeit werden kann, müssen wir Menschen ein „Herz aus Fleisch“ als Ersatz für unser „Herz aus Stein“ und einen „neuen Geist“ bekommen. Diese Befreiung von der ererbten Sünde ist nur durch Gottes Gnade möglich, indem er unseren Körper und unseren Geist erneuert. So beschrieb es der Prophet Hesekiel in einer Zukunftsvision (Hes. 36). Dieses neue Herz und dieser neue Geist – das sind keine neuen Ideologien, keine neuen politischen Entwürfe oder Weltanschauungen, sondern das ist eine radikale Erneuerung des inneren Menschen. Diese Erneuerung wurde in der Geschichte oft versucht, aber nie verwirklicht. Das ist für den im Dunkeln tappenden Menschen zu groß, zu gewaltig und zu tief. Darum sind diese „Erneuerungen“ gescheitert, nachdem sie viel Blut und Tränen verursacht hatten. Aber Gott will, dass der Mensch endlich zu seiner ursprünglichen Bestimmung zurück findet, dass der zertrümmerte Spiegel endlich wieder ganz wird und ein vollständiges Bild liefert.
Darum ist es für mich in meinem persönlichen Glauben der einzig vernünftige Weg, auf dem ich selbst wieder „ganz“ werden kann. Und darum sind folgende Worte für mich wahr:
„Gepriesen sei Gott und der Vater unseres Herrn Jesus Christus! In seinem großen Erbarmen hat er uns wiedergeboren und uns mit einer lebendigen Hoffnung erfüllt. Sie gründet sich darauf, dass Jesus Christus von den Toten auferstanden ist, und richtet auf das unvergängliche, unbefleckte und unverderbliche Erbe, das der Gott im Himmel für euch bereit hält. Und weil ihr an ihn glaubt, wird Gott euch durch seine Macht für die Rettung bewahren, die schon bereitliegt, um dann in der letzten Zeit offenbar zu werden.“ (1.Petr. 1:3-5)
„Freut euch, weil ihr Hoffnung habt, bleibt standhaft in Bedrängnis, seid treu im Gebet!“ (Rö. 12:12)
„Möge Gott, die Quelle der Hoffnung, euch im Glauben mit Freude und Frieden erfüllen, damit eure Hoffnung durch die Kraft es heiligen Geistes immer stärker wird.“ (Rö. 15:13)
Und diese Wiederherstellung des inneren Menschen hat für einen Christen schon begonnen. Und weil sein Glaube das tiefe, uneingeschränkte Vertrauen zu Gott bedeutet, ist es eine Wirklichkeit, die er mit dem Glauben sieht!