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Der Prediger Salomo wollte das menschliche Leben verstehen und stand am Ende nur verwundert da. Und mir geht es ebenso: Das Leben, wie es zu oft geführt wird, verstehe ich nicht, denn ich verstehe die Menschen im Allgemeinen nicht und empfinde das Leben, das sie oft führen, als Katastrophe.
Ich versuche das Leben wie der Prediger zu betrachten. Aus den Früchten des allgemeinen Lebens kann ich Rückschlüsse ziehen. So jedenfalls hat es der Sohn Gottes formuliert: “Ihr werdet sie an ihren Früchten erkennen”, auch wenn sie als Wölfe im Schafspelz daherkommen. Aber auch dann ist es schwierig, denn es bleibt die Frage nach dem Warum. Warum leben viele so gedankenlos und schlimm dahin, ohne zur Einsicht zu kommen? Was zwingt sie dazu? Ist es deshalb so, weil “Wahnsinn auf allen ihren Wegen ist”? So hat es der Prediger Salomo empfunden. Und ich bin geneigt, mich seiner Beobachtung anzuschließen.
Ich will versuchen in seinen Spuren zu gehen und beginne zu lesen. Und mir fällt auf, dass zuerst die Vergänglichkeit und die Tatsache beschrieben wird, dass es nichts Neues unter der Sonne gibt. Auf das Leben des Menschen angewandt kommt der Prediger zu dem Schluss: “Es ist alles nichtig und ein Haschen nach Wind”, denn das Leben endet unweigerlich mit dem Tod. Gleichgültig was man tut und wie man ist: Das Ende steht vor uns! Diese Tatsache hat Folgen, wie es der Prediger sieht:
“Das ist das Schlimme, bei allem, was unter der Sonne geschieht, dass alle dasselbe Geschick trifft. Von daher ist auch das Herz der Menschen voller Bosheit und Übermut ihr Leben lang, und danach geht es zu den Toten.” (Pre. 9:3)
“Weil das Urteil über die böse Tat nicht sofort vollstreckt wird, wächst in den Menschen die Lust, Böses zu tun.” (Pre. 8:11)
Die Folge dieses Wissens um die eigene Vergänglichkeit und der scheinbaren Straflosigkeit für böse Taten scheint einen kollektiven Wahnsinn auszulösen, denn man bildet sich ein, etwas zu versäumen und ist gierig auf Leben, Reichtum, Jugend und Erfolg und meint, sich um die Folgen seiner Taten keine Gedanken machen zu müssen. “Immer jung sein” und “immer oben” sein, nie Mangel spüren und stets “Freude” haben (heute sagt man “fun”). Die Lebensgier treibt dazu an, alles zu tun, was möglich ist und sich nichts zu versagen – darauf wird das Leben häufig abgestellt und reduziert.
Ich erinnere mich gut an einen Brief, den die Frau eines Schriftstellers in den 1920er Jahren geschrieben hat. Was ich daraus zitieren möchte, bringt eine Haltung zum Ausdruck, die man bei Menschen findet, die ohne Ziel, Halt und Verantwortung durch das Leben irren. Unfähig ihrem Leben einen Sinn zu geben, taumeln sie in geistiger und moralischer Auflösung dahin:
“Alles, was ich will, ist, immer jung und ohne Verantwortung zu bleiben und zu spüren, dass ich mein eigenes Leben lebe – zu leben und glücklich zu sein und auf meine Weise zu sterben.” (Zelda Sayre Fitzgerald, 1900-1948)
Das Leben das sie schließlich führte, war dementsprechend: Es endete tragisch in geistiger Umnachtung. Sie gehörte zu den Hochbegabten, war Künstlerin, schrieb, malte und tanzte, war klug und einfühlsam, lebenslustig – aber ohne Verantwortung, ohne besondere Moral, nur auf sich selbst bezogen. Und so war das Leben mit ihrem gleichfalls begabten Ehemann voller Skandale und Exzesse, eine menschliche Tragödie.
Der Prediger fand im Leben der meisten Menschen keine Weisheit, denn was sie taten, war oft gegen jede Vernunft. Er zählt viele falsche Verhaltensweisen auf, die es unmöglich machen, das Glück im Leben zu finden. Mit Habgier, Neid, Unterdrückung, Erpressung, Macht über andere, Respektlosigkeit und Übermut kann der Mensch kein Leben führen, das glücklich macht und menschlich reich ist. Dazu kommt die Dummheit, die den Verstand und das Herz verfinstert und es nicht zuläßt, aus Erfahrung zu lernen. Was ist das schon: Ein Leben ohne Weitblick und ohne Gedanken an die Folgen einer bösen Tat? Und ganz bestimmt immer gegen die eigenen und wahren Bedürfnisse des Menschen?
Der Prediger sah die Fragwürdigkeit des materiellen Reichtums, seine Verlockungen und dass er eine falsche Sicherheit bot. Er sah, wie das Streben nach Reichtum zum Lebenszweck wurde und die Habgier alles Menschliche verdarb. Was der allgemeine Mensch auch tut: Nichts hat Bestand, nichts bringt Erfüllung, nichts bringt dauerhaftes Glück. Getrieben von der Sucht nach Macht, Reichtum und Sex, zerfressen von Habgier und Leidenschaften, verhärtet durch Hass, wird ein Leben geführt, das nichts oder nur wenig von Weisheit und Gerechtigkeit erkennen läßt.
Nachdem der Prediger im allgemeinen Leben keine Spur von Weisheit gefunden hatte, versuchte er es mit der Freude. Aber auch sie wurde getrübt durch die Einsicht in die Vergänglichkeit des Lebens und die Sinnlosigkeit. Das Ganze gipfelt in dem Satz:
“Da hasste ich das Leben, denn alles, was unter der Sonne getan wird, war mir zuwider. Alles ist nichtig und ein Haschen nach Wind. … So kam ich dazu, an allem zu verzweifeln”. (Pre. 2:17)
Ist der Wahnsinn nur ein Problem der Vergänglichkeit?
Nein, nicht nur der Tod macht das menschliche Streben zur Farce! Es ist auch das Verhalten der meisten Menschen, das an Sinnlosigkeit und Dummheit leidet. Der Prediger hält allen den Spiegel vor – und man erkennt sich. Und obwohl die Menschheit schon lange existiert, hat sich nichts wirklich geändert, was der Rede wert wäre. “Es gibt nichts Neues unter der Sonne!” – auch das eine bleibende Feststellung des Predigers.
Das Einzige, was er im Leben als lebenswert fand, hört sich für moderne Ohren sehr bescheiden an: Es ist die private Freude am Leben mit der geliebten Ehefrau, Essen und Trinken und die Genugtuung, die man nach einer ehrlichen Arbeit empfindet. Aber auch das ist nur schöner, vergänglicher Schein, wenn es nichts mit Gott zu tun hat! Denn nicht einmal aufrichtig und mit Freuden genießen ist dem Menschen möglich, wenn es an Gottes Wohlwollen fehlt.
Kann man oberflächlich und gedankenlos dahin leben?
Kann man durch die Jahrtausende gehen und alles sehen und mitmachen, kann man alles aufschreiben und erzählen, kann man also Geschichte betreiben und doch nur an der Oberfläche bleiben, weil man nicht eine einzige Lehre aus all dem zieht? Kann man immer nur die Oberfläche sehen und im Leben von einem Abenteuer zum nächsten jagen, ohne einmal nachdenklich zu werden und sich zu besinnen? Man kann es!
Ist es möglich die Erfahrungen seines eigenen Lebens völlig zu vergessen und so zu tun, als wäre es endlos und jeder Fehler würde sich irgendwann von selbst korrigieren? Es ist möglich!
Es ist erstaunlich, was der Mensch alles kann! Kann man so leben, als wäre man allein auf der Welt? Kann man es sich abgewöhnen, einmal mit wachem Herzen auf den Mitmenschen zu blicken und sich zu fragen, ob man eine Verantwortung für ihn trägt? Kann man diese Frage aussparen? Man kann!
In der Theorie sind alle gut!
Der Mensch! — Was soll man dazu noch sagen? Betrachte ich das Leben der meisten, dann kann ich mich nur wundern. Es wird alles Gute gehofft und erwartet, aber es trifft zu selten ein. Der Ungerechte erwartet Gerechtigkeit, der Lieblose hofft auf Liebe, der Geizige auf Freigebigkeit, der Undankbare auf Dankbarkeit, der Unruhestifter auf Frieden, der Dieb auf Ehrlichkeit, der Lügner auf Wahrheit – und der Mörder auf das “Himmelreich”. Denkt denn niemand daran, dass der Mensch nur das ernten kann, was er gesät hat?
Die Theorie beherrschen die meisten Menschen gut, aber die Praxis nicht. Doch sie können sich über jeden heftig aufregen, der nicht anständig handelt. Dabei verurteilen sie sich aber selbst, denn sie beweisen damit, dass sie sehr wohl wissen, was richtig und was falsch ist. So irren viele haltlos auf der Suche nach einem fragwürdigen Glück umher und verlieren sich dabei selbst. Und was hat der Prediger dazu herausgefunden? Ernüchterndes! Er sagt nämlich dies:
“Nur dies habe ich gefunden: Gott hat die Menschen aufrichtig und gerade gemacht, aber sie sind berechnend und falsch!” (Pre. 7:29)
Berechnend und falsch!
Kann man mit solchen Leuten etwas Großartiges anfangen? Worauf kann man sich bei ihnen verlassen? Es ist schade, dass das Gebiet der Moral betroffen ist. MIr wäre es lieber, die Menschen hätten ihre Schwäche im Intellekt und nicht im “Herzen”. Man kann viel besser mit lieben, ehrlichen und einfachen Menschen leben, als mit hochintelligenten, aber falschen Leuten. Der “Defekt” am inneren Menschen macht ein friedliches und allen wohltuendes Zusammenleben unmöglich. “Berechnend und falsch” – welch ein erschütterndes Urteil über den allgemeinen Menschen!
Leben ohne Gott ist ein Leben ohne verbindliche Verantwortung
Der Prediger lenkt unsere Aufmerksamkeit auf die fehlende Gottesfurcht oder den Unglauben. Denn was einen Mensche davon abhalten könnte, gegen das eigentliche Leben zu leben, ist die Verantwortung vor Gott und vor dem Leben. Aber um sie wahrzunehmen, ist eine friedliche Beziehung zu Gott nötig. Nun könnte man sagen, dass man vor sich selbst verantwortlich sei. Aber diese Verantwortung trägt nicht weit, denn sie ist der eigenen Beliebigkeit unterworfen und kann jederzeit aufgekündigt werden. Gelebte Verantwortung, die jeden Lebensbereich mit einbezieht, ist nur in der Gottverbundenheit zu finden. Das bringt der Prediger mit seiner Mahnung für junge Menschen zum Ausdruck, wenn er sagt: “Fürchte den wahren Gott und halte seine Gebote, denn das ist des Menschen ganze Pflicht!” (Pre. 12:13)
Der Mensch kann wunderbare Dinge schaffen: Seine Kultur erzählt davon. Vieles ist atemberaubend schön, wahr und spricht zu Herzen. Die Erfolge in Technik und Wissenschaft bezeugen seinen scharfen Verstand. Seine Schöpfungen beweisen seinen Wagemut und seine Freude, sich für eine Sache Sache aufzuopfern. Sie zeigen, dass man sehr wohl zu gemeinsamen Werken fähig ist, dass Frieden möglich ist. Und doch ist die Geschichte mit den vielen Kriegen, Eroberungen, Raubzügen und Völkermorden auch eine Tatsache. Und derselbe Mensch ist zum Hass und zur Liebe fähig! Es kann glühend in der Nächstenliebe sein und sich selbst aufopfern. Er kann herzzerreißend weinen, wenn ein anderer leidet, kann aber auch ungerührt zuschauen, wenn sein Mitmensch vor seinen Augen zu Tode getrampelt wird.
Der Mensch weiß im Grunde seines Herzens, was gut ist, aber er ist in der Masse bis heute nicht dazu in der Lage, es auch zu tun! Die Masse folgt dem Bösen. Warum kommt es nicht zur Einsicht in die Wahrheit des Lebens? Der Prediger gibt eine indirekte Antwort darauf, denn was er schildert und was ihm das Leben vergällt, ist die fehlende Beziehung zu Gott, was dann durch sinnlose Beschäftigungen und durch falsche Wertvorstellungen zu schlimmen Ergebnissen führt. Und es leuchtet mir ein, dass dies eine Art von Unvernunft ist, die es nur bei Menschen gibt. Jesus Christus hat diese Art von Unvernunft unter all das eingereiht, was den Menschen unrein, d. h. für das Leben mit Gott und seinen Mitmenschen untauglich macht:
“Denn von innen, aus dem Herzen des Menschen, kommen die bösen Gedanken und mit ihnen alle Arten von sexueller Unmoral, Diebstahl, Mord, Ehebruch, Habgier und Bosheit. Dazu Betrug, Ausschweifung, Neid, Verleumdung, Stolz und Unvernunft. All dieses Böse kommt von innen heraus und macht den Menschen unrein vor Gott.” (Mar. 7:21-23)
Wie kann man nur ohne Gott leben?
Mein Blick auf die Geschichte, die Literatur und die Kunst sagt mir immer wieder dies: Die Sinnlosigkeit des Lebens, das die meisten geführt haben und führen, hat immer dieselbe Krankheit zur Folge: Das Verlassensein, die absolute Einsamkeit, die Hoffnungslosigkeit und die Haltlosigkeit.
Wie viele Menschen sind mir begegnet, an denen ich genau das beobachten konnte? Und immer wieder fiel mir auf, dass sie ihre Krankheit genau beschreiben konnten, aber schließlich daran zugrunde gingen, wenn sie den Kampf mit dem sinnlosen Leben nicht mehr führen wollten. Sie haben geahnt, was ihnen fehlte, aber sie waren nicht in der Lage, den Verlust zu ertragen. Vielleicht waren sie auch auf der Suche nach dem Verlorenen, ohne den Weg zu wissen? Aber es waren nur wenige Menschen, die sich des Verlustes bewusst waren; die Masse torkelte weiter unbeschwert dahin, berauscht durch Betäubung, Ablenkung und Vergnügen, oder benebelt durch die Verehrung religiöser und politischer Götzen und Ideologien. War das Schicksal? Musste es sein? Gab es keinen anderen Weg?
Ich kann aus meiner Erfahrung nur diesen Schluss ziehen: “Gott ist ein großes, stilles Haus, das offen ist zu jeder Stunde.” So hat es Gottfried Keller gesehen und darauf hingewiesen, dass jeder selbst in dieses “Haus” hineingehen muss. Jeder Mensch hat die Möglichkeit, Gott zu finden. Aber er wird ihn nicht in den Kirchen finden, in der Menge. Er kann ihn nur in der Stille seines Herzens finden und bestimmt dann, wenn er ihn im Gewissen begegnet. Aber warum ist das so schwer einzusehen? Ist es vielleicht deshalb so, weil man sich einbildet, kein Geschöpf Gottes zu sein, sondern ein Kind des Zufalls? Aber warum leiden die Menschen in so großer Zahl an sich selbst? Warum empfinden viele die Sinnlosigkeit ihres Lebens so grausam, dass sie die Flucht in den Tod wählen? Warum fällt es vielen so schwer, die Einladung Gottes anzunehmen?
“So spricht Jehowah: ‘Stellt euch an die Wege und schaut, fragt nach den ewigen Pfaden: ‘Wo ist hier der Weg zum Glück?’ Dann geht ihn und findet Erfüllung!’ Aber sie sagen: ‘Wir wollen nicht!’” (Jer. 6:16)
“Wir wollen nicht!”, das trifft im Allgemeinen zu. Ist mit dieser Feststellung das ganze Problem beschrieben? Warum wollen die Menschen nicht den von Gott gewiesenen Weg des Glücks gehen? Liegt es daran, dass sie Gott einfach vergessen haben, so wie Kinder ihre Eltern vergessen können? Oder ist es so, dass sie Gott gar nicht brauchen können, weil er ihnen unbequem ist? Der Verdacht drängt sich auf, dass viele Menschen nicht zugeben wollen, dass ein Gott alles Werden veranlasst hat. Denn das einzugestehen, würde bedeuten, Gott als Ursache zu erkennen. Und wenn Gott die Ursache des Lebens ist, dann ist der Mensch verantwortlich! Will man das nicht einsehen?
Die Rache des nicht gelebten Lebens
Mit dem “wir wollen nicht” kommt kein Mensch weiter. Wenn es nicht so wäre, gäbe es keinen Grund zur Klage Dann wäre es “natürlich” und sollte dann am Leben leiden. Es sind so viele Lebens- und und Gesellschaftsentwürfe probiert worden, aber der wirkliche Erfolg blieb aus. Und in den vergangenen Jahrtausenden hat das nicht gelebte Leben eine schreckliche Rache an den Menschen genommen. Bemerkt man das nicht? Oder nimmt man es einfach als Schicksal hin, wie eine Naturgewalt, der man ausgeliefert ist? Der Prediger ist einfach nur erstaunt, wie dumm und einfallslos, wie abgestumpft und uneinsichtig gelebt wird. Auch davon spricht der Prediger, wenn er im Leben der Menschen die Wahrheit, die Gerechtigkeit, die Treue und den Sinn vermissen musste, weil die Beziehung zu Gott nicht stimmig war. Doch, darauf läuft es zuletzt hinaus: Der Mensch braucht Gott!
Wähle das Leben!
Etwas Schlimmeres als die Trennung von Gott konnte dem Menschen nicht passieren. Aber das war vom Menschen so gewollt. Und da der Mensch von Gott den freien Willen erhalten hat, hat er auch die Wahl. Darum ist er ist von Gott aufgerufen, die richtige Wahl zu treffen. Im Buch der Sprüche kommt die personifizierte Weisheit zu Wort:
“Euch, ihr Leute, lade ich ein! An alle Menschen wende ich mich. Ihr Anfänger, lernt, was Klugheit ist! Ihr Tagträumer, werdet endlich wach! …
Die Wahrheitsliebe öffnet mir den Mund. Was ich sage, ist nichts als die Wahrheit, denn ich verabscheue Gesetzlosigkeit. Alle meine Worte sind recht, keins davon ist hinterlistig und falsch. Dem Einsichtigen sind sie alle recht und dem, der sie verstehen will, klar. Sucht meine Unterweisung und nicht Silberschmuck! Nehmt Erkenntnis lieber als reines Gold! …
Ich liebe die, die mich lieben; und die mich suchen, finden mich. …
Ich gehe den Weg der Gerechtigkeit und zwar mitten auf der Straße des Rechts. Denen, die mich lieben, gebe ich, was bleibt, und ihre Häuser fülle ich.” (Spr. 8:4-21)
Solange der Mensch schon auf der Erde lebt, ruft die Weisheit Gottes: Sie ruft im Gewissen, sie ruft aus der Schöpfung, sie ruft aus der Geschichte, sie ruft direkt aus der Bibel. Überall und immer hat diese leise Stimme gerufen.
Wenn die Stimme nicht gehört wird
Die Strafe, die uns immer trifft, wenn wir nicht auf die leise Stimme Gottes hören, ist zuerst diese: Wir werden uns selbst überlassen, wir werden uns selbst ausgeliefert! Und das kann wirklich schrecklich sein. Das ist es, was der Prediger beobachtet hat und was ihn veranlasste zu sagen: “Es ist alles Nichtigkeit und ein Haschen nach Wind!” So muss das Leben wohl aussehen, wenn es ohne Gottesfurcht und ohne eine friedliche Beziehung zu Gott geführt wird. Auch das bringt die Weisheit zum Ausdruck, wenn sie sagt:
“Immer wieder rief ich euch an, doch ihr habt gar nicht zugehört, habt die ausgestreckte Hand missachtet, wolltet die Mahnung nicht hören und schlugt jeden Rat in den Wind.
Doch wenn das Unglück kommt, werde ich lachen. Dann spotte ich über euch, wenn das, was ihr fürchtet, wie ein Sturm über euch kommt, wenn ihr bedrängt seid von Angst und Schrecken.
Dann schreit ihr nach mir, doch ich antworte nicht, dann sucht ihr nach mir, doch ihr findet mich nicht. Weil sie jede Einsicht hassten und es ablehnten, Jehowah zu fürchten, weil sie meinen Rat nicht wollten und meine Mahnung verschmähten, darum sollen sie essen, was sie sich eingebrockt haben, sollen satt werden am eigenen Rat.
Denn die Sturheit bringt die Beschränkten um, die Dummen vernichtet ihre Sorglosigkeit. Doch wer auf mich hört, hat nichts zu befürchten, kann ohne Angst vor Unglück sein.” (Spr. 1:24-33)
Der Untergang hat begonnen. Ich sehe schon die Trümmer dieses Weltsystems. Und es herrscht Stille. Und plötzlich, ganz leise höre ich von weit her die Stimme eines Kindes. Es singt, und sein Lied verurteilt eine verluderte Welt! Es verkündet den Sieg der Liebe, der Gerechtigkeit und der Wahrheit. Seine Stimme schwebt über den Trümmern und erreicht die Herzen derjenigen, die der Weisheit und der Liebe Gottes ihr Herz geschenkt haben.