“Da kamst du in meine Nähe und sagtest; “Hab keine Angst!”
Vor meinem inneren Auge ziehen viele Personen der Bibel vorbei, bei denen ich eine gewisse Angst wahrgenommen habe, eine Angst vor dem Leben, dem sie ausgeliefert waren. Wie haben sie sich gegen diese Angst gewehrt und wer hat sie beschützt?
Auch ich lebe in einer Welt, die nicht zu mir gehört. Hier bin ich ein Fremder und nicht zu Hause. Aber ich muss in dieser Welt, dem großen Babylon leben! Ich bin mit allem verwoben, ohne es wirklich zu wollen. Ich stehe abseits und schaue mit aufgerissenen Augen zu und fühle mich von allen Seiten bedroht. Und ich habe dabei das Gefühl, dass eine riesige Welle der Gewalt, des Hasses und des blutigen Wahnsinns bald über mir zusammenschlagen wird. Was wird dann aus mir? Was wird aus uns? Von der Warte des zerbrechlichen Menschen sehe ich keinen Ausweg. Ich bin machtlos, so machtlos wie die Führer dieser Welt, die von den Stürmen gejagt und die Kontrolle über das Schiff verloren haben. So weit war man noch nie! Längst schon haben die Dämonen die Kontrolle übernommen und Menschen sind nur noch Marionetten.
Es wird schon vielen aufgefallen sein, dass unsere Zeitgenossen Angst haben: Die Angst wurde zu einem beherrschenden Gefühl dieser Zeit.Und das hat seinen Grund, denn auf welches Problem man auch blickt, es ist keine machbare Lösung für das Abwenden der drohenden Katastrophen zu seben. Ernst zu nehmende Forscher meinen, dass die Zeit für wirkungsvolles Eingreifen schon vorbei ist. Man kennt also die ungelösten Probleme, man redet viel darüber, man fasst Resolutionen – und Jahr für Jahr wächst die Gefahr. Auch das überrascht mich nicht, denn Jesus hat diese Perspektiv- und Ratlosigkeit, aus der die Angst geboren wird, prophezeit: „… und auf der Erde werden die Völker in Angst und Schrecken geraten und weder aus noch ein wissen vor dem tobenden Meer und seinen Wellen.” (Luk. 21:25)
Ich erinnere mich an den Chirurgen Louis, der in Konfliktgebieten in Asien und zuletzt in Afrika gearbeitet hat. Er operierte in dreckigen Zeltlazaretts zahlreiche Opfer der Kriegshandlungen und entwickelte eine tiefe psychische Störung. Wenn er Schüsse hörte, verschlang ihn die Angst und er geriet in eine furchtbare Panik, krümmte sich am Boden zusammen und weinte heftig. Seine Worte aus den späten 80er Jahren habe ich nicht vergessen: „Afrika ist ein Kontinent der Todesangst. Und morgen wird es die ganze Welt sein!” Und so ist es gekommen.
Man kann es nicht mehr schönreden, was alles in der Welt passiert; man kann sich nicht mehr mit einer besseren Zukunft trösten, wenn es um die Zukunft dieser verkommenen Welt geht. Diese Welt hat keine Zukunft! Sie kann sie nicht haben, weil sie Tag für Tag überdeutlich beweist und immer bewiesen hat, dass sie zu Frieden und Gerechtigkeit nicht fähig ist, weil sie es ablehnt, ihr Denken zu ändern.
Überall in dieser Welt kommen die “wilden Tiere” an die Macht: Demokratie wird zum “Auslaufmodell”! Nur noch etwas über 40% der Menschheit werden demokratisch regiert! Die Tendenz zur Autokratie nimmt ständig (auch in der EU) zu. Es erfüllt sich vor unseren Augen das, was in der Offenbarung Johannes über den Tod gesagt worden ist, der eine reiche Ernte einbringen wird: “Dann sah ich ein fahles Pferd. Sein Reiter hieß TOD und der Hades folgte ihm. Sie wurden ermächtigt, ein Viertel der Menschen durch Krieg, Hunger, tödliche Seuchen die wilden Tiere umkommen zu lassen.” (Off. 6:9)
Ich habe mir die aktuelle Weltkarte der bewaffneten Konflikte angesehen: Die Erde trägt ein rotes Kleid aus Feuer und Blut! Und die furchtbaren Folgen? Millionen Menschen sind auf der Flucht. 110 Millionen gab die UN an. Das zerstörte und verlassene Land bringt keine Ernten mehr. Eine dreiviertel Milliarde Menschen hungert chronisch! Und diese Zahlen steigen und steigen! Dazu kommen noch die Opfer der ausufernden Kriminalität, der Korruption, der Naturkatastrophen und der Folgen des Klimawandels! Was für eine Welt! Und da soll man keine Angst bekommen? Wundert man sich noch, wenn in Deutschland 60% aller Krankmeldungen auf Angststörungen zurückgeführt werden? Die Angst wird zu einem beherrschenden Lebensgefühl dieser Zeit.
Wird das von allen wahrgenommen? Es wird nur von Einzelnen gesehen. Ein großer Teil lebt wohl weiter in dem dummen Optimismus, dass “am Ende doch alles gut wird”. So geht das Leben der Vielen weiter: Man baut Häuser, heiratet, zeugt Kinder, macht Pläne für eine „großartige Zukunft” – und sieht den Sturm und die bedrohlichen Wolken als etwas vorübergehendes an. “Und morgen wird alles noch viel schöner als heute!” “Hier wird die Zukunft der Zukunft gebaut!” So der Kommentar eines Enthusiasten zu NEOM, dem kindlichen Wahnsinns-Projekt des saudischen Prinzen, das hier als Beispiel für den Größenwahn dienen soll, der heute viele Köpfe beherrscht. Von dem, was tagtäglich an Ungeheuerlichem geschieht, nehmen diese Menschen ganz bewusst keine Notiz. Sie haben ein klares Ziel vor Augen: Den maximalen Profit! Und den setzen sie gleich mit “gutem” Leben, einem Leben im sinnentleerten Luxus, bei dem nie gefragt wird, wer ihn eigentlich bezahlt! Kann man sich weiter von seiner menschlichen Bestimmung entfernen? Diese Haltung überrascht mich nicht, denn der logos (Jesus) hat sie schon vor langer Zeit angekündigt, als er am Beispiel der Tage Noahs deutlich machte, dass es der Mehrheit nur um die alltäglichen Dinge des Lebens geht und die ernsten Zeichen der Zeit einfach ausgeblendet werden: “Sie nahmen keine Kenntnis davon, bis die Flut kam und sie alle wegraffte. So wird es auch bei der Ankunft des Menschensohnes sein.” (Mat. 24:39) So sehe ich, wie die schrecklichen Szenen aus dieser Welt hinter einer schönen, glänzenden Fassade versteckt werden. Der schöne Schein täuscht! Diese sorglose, leichtfüßige Gedankenlosigkeit wird für diese Menschen zur tödlichen Gefahr.
Aber wie lebt ein Mensch damit, der Gott gehören will?
Als Jesus während des letzten Passahs Abschied von seinen Aposteln nahm, vertraute er sie und alle Menschen, die auf Jesu Botschaft hören würden, ganz bewusst der Obhut seines himmlischen Vaters an:
“Bald bin ich nicht mehr in der Welt, ich komme ja zu dir. Sie aber sind in der Welt. Heiliger Vater, bewahre sie in der Nähe zu dir, wie du sie mir geschenkt hast, damit sie eins sind, so wie wir … Ich bitte dich nicht darum, sie aus der Welt wegzunehmen, aber ich bitte dich, sie vor dem Bösen zu bewahren. Sie gehören nicht zur Welt, genauso wie ich nicht zu ihr gehöre. Mache sie durch die Wahrheit zu Menschen, die ganz für dich da sind! Dein Wort ist Wahrheit.” (Joh. 17:11, 15- 17)
Was bedeuten mir diese Worte? Ich kann es kurz ausdrücken: Sie sind zur Gewissheit geworden, die an Gewicht ständig zunimmt! Die Worte Jesus sind durch Gottes Gnade für mich und andere eine Wirklichkeit geworden, die Geborgenheit, Frieden und Gelassenheit bedeuten. Sie sind kein billiges Trostpflaster einer sonntäglichen „Erbauungsstunde“. Sie erhalten ihr wahres Gewicht durch die Tatsache, dass nach den Worten Jesu niemand in der Lage sein wird, Gottes Kinder aus seiner Hand zu reißen! Gottes Macht, die er auf Jesus übertragen hat, steht über der Macht des Bösen und ist für jene Menschen da, die Gott mit ganzem Herzen, ganzer Seele und ganzer Kraft vertrauen!
Da sind keine ängstlichen Fragen mehr, kein Zweifeln und Verzagtsein. Ich frage auch nicht mehr, wie lange es noch dauert, bis Gott eingreift. Ich kann mit Geduld auf ihn warten! Ich darf ruhig sein und vertrauen, und darin liegt meine Stärke (Jes. 30:15).
Es ist so, wie Jesus es angekündigt hatte: Er gibt einen Frieden, wie ihn die Welt nicht kennt und nicht geben kann. Es ist ein Frieden, der alles Denken übertrifft und darum unser Bewusstsein beschützt (Phil. 4:7). Ich kann diese Tatsache nicht genug betonen, denn in dieser Welt wird ein erbitterter Kampf um das Bewusstsein eines jeden geführt. Es sind die Dämonen, die versuchen, alle Menschen gegen Gott aufzuhetzen und sie zur letzten Schlacht zu sammeln. (Off. 16:13-16)!
Ich bin mir auch bewusst, dass diese Worte niemals bedeuten, dass mir nichts Schlimmes widerfahren kann. Das wäre unrealistisch, denn ich bin als Christ aufgerufen, bereit zu sein, die Leiden Jesu auch auf mich zu nehmen, wenn es Gott will. So kann alles im Leben zu einer Prüfung meines Glaubens werden. Und ich will dazu bereit sein. Alles kann mir zustoßen, auch mein Leben kann ich dabei verlieren, aber mein Vertrauen zu Gott will ich nicht erschüttern lassen. Dabei wird mir Jesus Christus helfen, weil er den Geist und die Kraft dazu geben wird. Ich bin mir sicher, dass ich Gottes Nähe nicht verlieren werde, dass sein Trost und seine Hilfe immer für mich da sein werden. Und ich darf ganz sicher sein, dass meine Zukunft bei Gott ist, denn er wird “alle Dinge neu machen!” (Off. 21:5)
Ich kann mich mit der Erfahrung Jeremias trösten, der in seinen Erprobungen nie allein gelassen worden ist:
“Da rief ich deinen Namen, Jehowah, aus der Grube schrie ich zu dir. Du hörtest meinen Ruf: “Verschließ nicht dein Ohr meinem Flehen, meinem Hilferuf!” Als ich rief, kamst du in meine Nähe und sagtest: “Hab keine Angst!“ (Klgl. 3:55-57)
Das ist nun kein Einzelfall, keine Ausnahme. Es ist für Gott und seinen Sohn die Regel! Es ist das Gesetz ihrer tätigen Liebe! Das haben sie versprochen und darauf will ich bauen!
Ich weiß nicht, was auf mich zukommt. Darum muss ich meinen Blick auf das richten, was Gottes Wort verheißt. Ich muss wahrnehmen, was die Zukunft nach Gottes Willen für mich bedeutet. Und ich muss täglich um die Nähe zu Gott, meinem Vater im Himmel, ringen und mir diese Nähe immer wieder vergegenwärtigen. Nur durch diese Nähe kann ich stark bleiben!
Diese Nähe flößt mir Kraft und Hoffnung ein. Sie ist meine Verbindung mit dem Ewigen und Allmächtigen. Da bin ich wirklich in guten Händen und darf mich fühlen, wie ein Kind an der Brust seiner Mutter! (Psalm 131)